Die Augenfehler im Einzelnen

Die häufigste Sehstörung im frühen Kindesalter ist das Schielen. 4 bis 7 Prozent der Bevölkerung leiden heute an der Schielkrankheit. Sie zeigt sich meist in den ersten Lebensjahren, in der Hälfte der Fälle schon in den ersten zwölf Lebensmonaten.

Schielen

Normalerweise wird jedes Auge von sechs Augenmuskeln in die Richtung des betrachteten Gegenstandes bewegt. Ein Schielen liegt dann vor, wenn die Sehachse eines Auges nicht auf das anzusehende Objekt gerichtet ist, sondern davon abweicht. Das liegt meist nicht daran, dass die Augenmuskeln gelähmt oder funktionsuntüchtig wären. Die Störung liegt vielmehr in einer unzureichenden Zusammenarbeit der Augen, deren Ursache Vererbung, Brechungsfehler oder anderes sein können. Vor wenigen Jahrzehnten noch wurde Schielen eher als kosmetisches Problem und nicht als Krankheit betrachtet.
Heute aber wird einhellig die Notwendigkeit betont, die Schielkrankheit so früh wie möglich zu behandeln. Das ist wichtig, umdie sogenannte Schielschwachsichtigkeit (s. u.) zu verhindern bzw. zu behandeln und eine richtige Zusammenarbeit beider Augen zu fördern, die insbesondere für das räumliche Sehen wichtig ist.Meist ist dazu eine Brille notwendig, die den Schielwinkel verringert oder das Schielen völlig beseitigen kann. Je nach Schweregrad der Erkrankung ist zusätzlich eine relativ ungefährliche Operation angezeigt, bei der die Augenmuskeln am Augapfel verlagert werden.

Schielschwachsichtigkeit (Schiel-Amblyopie)

Da beim Schielen die Augen nicht richtig zusammenarbeiten, könnte man annehmen, dass schielende Kinder Doppelbilder wahrnehmen. Das ist aber nur selten der Fall. Vielmehr wird häufig zur Verhinderung von Doppelbildern der Seheindruck eines Auges durch das Gehirn unterdrückt. Deshalb geht in 50 bis 70 Prozent der Fälle Schielen mit Schielschwachsichtigkeit (Schiel-Amblyopie) einher. Da die Schiel-Amblyopie durch einen Hemmungsvorgang im Gehirn hervorgerufen wird, sind am Auge selbst - auch auf der Netzhaut - keine Veränderungen zu erkennen.
Dennoch kann die Schielschwachsichtigkeit so stark sein, dass selbst die größten Prüfzeichen des Augenarztes nicht mehr erkannt werden können. Schielschwachsichtigkeit kann man in fast allen Fällen erfolgreich behandeln.
Die Methode ist ebenso einfach wie wirksam: Das "gute" Auge wird mit einem Spezialpflaster zugeklebt, damit das andere Auge trainiert werden kann. Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung ist, dass man mit ihr so früh wie möglich beginnt. Im Alter von zwei Jahren kann noch bei über 80 Prozent der Fälle die volle Sehschärfe erreicht werden - mit sechs Jahren nur noch bei 20 Prozent.

SONSTIGE AUGENFEHLER

Üblicherweise sind kleinere Kinder etwas übersichtig. Sie brauchen jedoch keine Brille, weil die Übersichtigkeit durch die große Elastizität der Augenlinse im Kindesalter leicht ausgeglichen wird: Scharfes Sehen in Ferne und Nähe ist somit möglich.
Kurzsichtigkeit in den ersten Lebensjahren ist bei rund 5 Prozent der Kleinkinder zu beobachten. In der Schulzeit tritt sie zunehmend häufiger auf ("Schulmyopie").
Bei Stabsichtigkeit (Astigmatismus) - einer ungleichen Brechkraft der Hornhaut in verschiedenen Achsen - kann in der Mehrzahl der Fälle durch eine Brille zum Ausgleich der Brechungsfehler eine gute Sehschärfe erreicht werden.
Augenzittern (Nystagmus) tritt nicht selten als angeborene Störung auf. Trotz Unruhe der Augen ist die Welt für das betroffene Kind nicht "in Bewegung". Allerdings ist die Sehschärfe oft vermindert.
Linsentrübung (Grauer Star) kann nach einer Röteln-Infektion der Mutter während der ersten Schwangerschaftsmonate auftreten. Ab einer gewissen Stärke der Trübung ist eine Operation in den ersten Lebenswochen oder -monaten unumgänglich. Je früher der Graue Star erkannt wird, desto größer ist die Chance, ein möglichst gutes Sehvermögen zu erzielen.
Besonders große Augen werden beim Kind als etwas sehr Schönes empfunden. Es kann sich jedoch dahinter ein Buphthalmus verbergen - eine Vergrößerung eines oder auch beider Augen als Folge des Grünen Stars. Wie beim Grünen Star des Erwachsenen ist hierbei der Augeninnendruck erhöht. Jedoch reagieren die noch weichen und nachgiebigen Gewebe des kindlichen Auges anders als beim Erwachsenen: Das Auge vergrößert sich zunehmend. Deshalb sollten Kinder, die auffällig große Augen haben, unbedingt dem Augenarzt vorgestellt werden. Wenn hier nicht frühzeitig behandeln wird, ist fast immer Blindheit die Folge.

BESONDERS GEFÄHRDETE KINDER

Sehstörungen treten bei Kindern besonders häufig auf:durch Vererbung, wenn als Vater und Mutter oder deren Familien an erblichen Sehstörungen leiden, durch Virus-Erkrankungen in der Schwangerschaft, insbesondere Röteln, bei "Risiko-Babys: zu früh geborenen Babys, Babys mit zu geringem Geburtsgewicht, Babys mit schweren Erkrankungen in der Neugeborenen-Zeit bei kompliziertem Schwangerschaftsverlauf aufgrund von Krankheiten der Mutter (z. B. hoher Blutdruck oder Diabetes). bei Blutgruppen-Unverträglichkeit zwischen Mutter und Kind, bei Alkohol-, Nikotin-, Drogen- oder Medikamenten-Missbrauch während der Schwangerschaft, im Rahmen einer Mehrfachbehinderung eines Kindes.

Nach der Geburt...

können leicht Sehstörungen entstehen
wenn das Kind an einer Hirnhautentzündung erkrankt, wenn sehr früh eine schwere Masernerkrankung auftritt, wenn sich das Kind mit Gegenständen (z. B. Schere), mit Chemikalien (z. B. Reinigungsmitteln oder Sprays ) oder durch sonstige Unfälle die Augen verletzt.In allen diesen Fälle ist erhöhte Vorsicht geboten bzw. ein rechtzeitiger Besuch des Augenarztes angezeigt.

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